Mit einer überwältigenden Mehrheit hat der Fürther Stadtrat am 29. Juli beschlossen, dass der Radverkehrsanteil in Fürth bis 2035 auf 20 Prozent steigen soll und bereits bis 2028 auf 15 Prozent Dazu sollen zusätzlich 100.000 Euro (insgesamt 125.000 Euro) pro Jahr für die Radverkehrsförderung bereitgestellt werden.
„Dass es einen solchen Grundsatzbeschluss in Fürth überhaupt gibt, ist ein schöner Erfolg von jahrzehntelanger grüner Verkehrspolitik. Bevor man diesen Grundsatzbeschluss beklatscht, muss man allerdings genau schauen, wie dieser in der Praxis umgesetzt wird. Im Moment glänzt die Stadt eher dadurch, dass sie vielversprechende Radverkehrsprojekte blockiert, als dass sie den Radverkehr fördert“, meint GRÜNEN-Stadtrat Christoph Wallnöfer.
Dabei bezieht er sich vor allem auf die kürzlich gescheiterten Anträge der GRÜNEN-Fraktion zur Einrichtung von Umweltspuren in der Gebhardtstraße und in der Nürnberger Straße.
In der Gebhardtstraße war ohnehin schon eine Fahrspur für die Busse des Schienen-Ersatzverkehrs der U1 abmarkiert. Daher hatten die GRÜNEN-Stadträt*innen die Einrichtung einer Umweltspur zwischen Schwabacher Straße und Pickertstraße unmittelbar nach dem Ende des E-U1-Schienenersatzverkehrs beantragt, die auch für den Radverkehr freigegeben werden sollte. Das Straßenverkehrsamt äußerte Bedenken wegen der Kreuzungssituation an der Jakobinenstraße. „Die Frage, wie man am besten eine Umweltspur auflöst und dabei die Verkehrsströme so entflechtet, dass der Radverkehr am Ende der Umweltspur gesichert bis zur nächsten Kreuzung geführt werden kann, wurde beispielweise in der Heilstättenstraße / Am Europakanal mit einer guten Lösung beantwortet, die ohne großen Aufwand zeitnah realisierbar gewesen wäre. Ein rot eingefärbter Radschutzstreifen am rechten Fahrbahnrand hätte entscheidend zur Sicherheit der Radfahrer*innen beigetragen“, erläutert Christoph Wallnöfer. Doch statt auf die Erfahrungswerte von vergleichbaren Kreuzungen zurückzugreifen, hat das Straßenverkehrsamt Fakten geschaffen und die Markierungen zurückgebaut. Damit ist die Chance erst einmal vertan. Erst im Verkehrsentwicklungsplan, also in 4-5 Jahren, soll über eine Neuaufteilung der Fahrbahn entschieden werden.
In der Nürnberger Straße hat sich die Gelegenheit auf eine Verbesserung für Radfahrer*innen aus einem anderen Grund ergeben: Hier steht eine Sanierung der Fahrbahndecke an. Unter Nutzung von Synergieeffekten hätte man hier stadteinwärts eine Umweltspur für Busse, Fahrräder und Taxis markieren können. Zusammen mit der (leider nicht realisierten) Umweltspur in der Gebhardtstraße hätte sich eine komfortable Radverkehrsachse in beiden Richtungen ergeben.
„Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Fahrbahnbreite für die Einrichtung einer Umweltspur nicht ausreicht. Einen rot markierten Fahrradstreifen kann man aber einrichten. Sogar mit einem Sicherheitsabstand zu parkenden Autos“, erörtert Christoph Wallnöfer die Situation.
Auch wenn der GRÜNEN-Antrag in der Nürnberger Straße ebenfalls vorerst abgeblockt wurde, könnte vielleicht bei den an die Fahrbahnsanierung anschließenden Markierungsarbeiten wenigstens die Mittelmarkierung weggelassen werden. „So hält man sich die Option auf einen Fahrradstreifen offen. Denn wenn die Markierungsstreifen in der Fahrbahnmitte erst einmal angebracht sind, muss man sie bei einer Neuaufteilung wieder wegfräsen. Das führt zu Schäden an der neuen Asphaltdecke “, erklärt Christoph Wallnöfer.
Einerseits gibt es also den Beschuss, den Fahrradverkehr innerhalb weniger Jahre zu verdoppeln, andererseits wurden innerhalb weniger Wochen zwei Chancen vertan, wirklich grundlegende Verbesserungen für Radfahrer*innen umzusetzen. Das lässt an der Ernsthaftigkeit des Beschlusses zweifeln, findet auch Christoph Wallnöfer: „Als Verfechter*innen des Radfahrens sind wir als GRÜNEN-Fraktion natürlich immer für den Ausbau des Radverkehrsanteils. Aber seien wir realistisch: In den letzten 20 Jahren ist der Anteil der Radfahrer*innen in Fürth konstant geblieben… trotz neuer Radwege und anderer Verbesserungen. Wenn man diesen Anteil signifikant steigern, ja sogar verdoppeln will, muss man die Verkehrsstruktur komplett umbauen und darf sich nicht auf kleine Verbesserungen hier und da beschränken. Das Ausbremsen von Umweltspuren und Fahrradstreifen ist genau der falsche Weg und zeigt, dass in Fürth nach wir vor hauptsächlich der Autoverkehr gefördert wird.“
Neuste Artikel
Bundespolitik Gesundheit Klinikum Krankenhaus Soziales Zukunft
Aktuelles zum Krankenhausreformgesetz
Am 30. April ab 18.30 Uhr in der Diele des Babylon gibt es einen Grünen Treff zu einem hochaktuellen Thema: Die Krankenhausreform befindet sich auf der Zielgeraden und daher wird es Zeit für ein Update! Wir freuen uns darauf MdB Johannes Wagner (@hannes4future) bei uns in Fürth begrüßen zu dürfen. Er ist Mitglied des Gesundheitsausschusses…
Stellenausschreibung
Der Kreisverband Fürth-Stadt von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Kreisgeschäftsführung mit Öffentlichkeitsarbeit (m/w/d) Lust auf eine abwechslungsreiche und sinnstiftende Tätigkeit mit langfristiger Perspektive? In einem sehr aktiven, politisch grün-geprägten Stadtgebiet ist es möglich, die Arbeit unseres Kreisverbands konkret umzusetzen und mitzugestalten. Bei konstruktivem Arbeitsklima bieten wir Freiräume, die ein verantwortungsvolles und selbstständiges…
Abfall Bauen Finanzen Finanzierung Haushalt Haushaltsberatungen Müll
Positive Entwicklung beim Thema Abfallwirtschaftszentrum
7. April 2024 – Das fertig geplante und dringend benötigte neue Abfallwirtschaftszentrum kann nicht gebaut werden, weil die Stadt nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügt und eine entsprechende Verschuldung zur Finanzierung haushaltsrechtlich nicht genehmigt würde – das war Ende letzten Jahres die trübe Aussicht. Dann fragte die GRÜNEN-Stadtratsfraktion in den Haushaltsberatungen nach alternativen Finanzierungsmodellen…
Ähnliche Artikel
bus | Busfahrt | Innenstadt | Liniennetz | ÖPNV | SeniorInnen | Soziales | Verkehr
Prüfauftrag erweiterte Linienführung zwischen Bahnhof und Rathaus
7. April 2024 – Im regulären Linienverkehr nutzen die sieben Buslinien, die zwischen Rathaus und Hauptbahnhof verkehren, alle in relativ enger Taktung die gleiche Route über die Fürther Freiheit. Konkret betrifft das die Linien mit den Nummern 33, 39, 173/174, 177, 178 und 179. „Wir haben eine Bürgeranfrage mit einem interessanten Vorschlag erhalten: Wenigstens eine…
Fahrrad | Fahrradabstellanlagen | Fahrradverkehr | Lastenfahrrad | Lastenrad | Lastenräder | ÖPNV | Radverkehr | Verkehr | Verkehrsmittel | Verkehrswende
Endlich: Leihräder „VAG-Rad“ auch in Fürth
7. April 2024 – Viele Jahre hat sich die GRÜNEN-Stadtratsfraktion dafür stark gemacht, jetzt endlich wurde es umgesetzt: In Fürth gibt es ein Leihradsystem. „Und zwar nicht irgendeines, sondern das VAG-Rad, ein System, das schon jahrelang in Nürnberg und inzwischen auch in Erlangen und Schwabach nutzbar ist“, erläutert GRÜNEN-Stadträtin Xenia Hasenschwanz. Von der App über…
Fahrrad | Fahrradverkehr | Jugend | Kinder | ÖPNV | Schule | Schulen | Schulweg | Verkehr | Verkehrssicherheit
Antrag: Maßnahmen gegen gefährliche Verkehrssituationen durch „Elterntaxis“
13. März 2024 – Wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren, spricht man scherzhaft von „Elterntaxis“. In den letzten Jahren hat dieses Verhalten enorm zugenommen. Zu den Stoßzeiten (ab 30 Minuten vor Unterrichtsbeginn und rund um das Unterrichtsende) führt das vor vielen Schulen zu Staus, unvorhersehbaren Wendeversuchen, Parken/Halten auf dem Gehweg, in…