7. März 2022 – In Fürth wird in absehbarer Zeit ein viertes Gymnasium entstehen, das noch einen Namen braucht. Die geplante Schule soll „Emilie-Lehmus-Gymnasium“ heißen – nach der Mitte des 19. Jahrhunderts in Fürth geborenen Lehrerin und Ärztin. Diesen Antrag stellte die GRÜNEN-Stadtratsfraktion am 3. März 2022. „Bei der Auswahl des Namens für eine neue Schule ist eine besondere Sorgfalt an den Tag zu legen“, finden die GRÜNEN-Stadträt*innen. „Schließlich muss der Name die Schule nicht nur benennen und von anderen Schulen unterscheidbar machen, sondern soll auch eine Identifikationsmöglichkeit für Schüler*innen bieten.“
Dr. med. Emilie Lehmus ist bestens geeignet, ein solches Vorbild zu sein, hat sie doch mit ihrem beeindruckenden Lebenslauf bewiesen, wie wichtig eine gute Bildung für junge Menschen und ihren Werdegang ist. Die 1841 in Fürth geborene Pfarrerstochter besuchte zunächst ein Lehrerseminar und widmete sich in Paris dem Sprachenstudium. An einer höheren Töchterschule in Fürth unterrichtete sie dann Französisch und Musik, bevor sie sich im Alter von 30 Jahren zu einem Medizinstudium in Zürich entschloss – als erste deutsche Studentin. Nach dem Medizin-Vollstudium und der anschließenden Promotion in Prag eröffnete sie in Berlin eine Privatpraxis. „Somit war Emilie Lehmus Deutschlands erste niedergelassene Ärztin und eine der ersten Ärztinnen in Deutschland überhaupt“, fassen die GRÜNEN-Stadträt*innen zusammen. Parallel betrieb sie mit ihrer Kommilitonin Franziska Tiburtius eine „Poliklinik weiblicher Ärzte für Frauen und Kinder“ in Berlin-Mitte. Nach dem ersten Weltkrieg kehrte sie wieder in ihre Heimatgegend zurück. 1932 starb sie in Gräfenberg (Landkreis Forchheim) und wurde auf dem städtischen Friedhof in Fürth beigesetzt.
„Mit der Wahl ihres Berufs und ihren internationalen Studien war sie ihrer Zeit weit voraus und ist als Vorbildfigur bestens geeignet – vor allem (aber nicht ausschließlich) für Mädchen, die ein Gymnasium besuchen. Ein „Emilie-Lehmus-Gymnasium“ würde diese außergewöhnliche Frau posthum ehren und würde gleichzeitig bei der Benennung der Gymnasien in Fürth für Geschlechterparität sorgen“, meinen die GRÜNEN-Stadträt*innen. Schließlich gibt es bislang nur das Helene-Lange-Gymnasium und zwei nach Männern benannte Gymnasien.
Der Aspekt der Geschlechterparität ist ein urgrünes Thema und auch die Fürther Stadtratsfraktion setzte sich in der Vergangenheit an mehreren Stellen dafür ein. Der jährliche Weltfrauentag am 8. März ist eine gute Gelegenheit, sich daran zu erinnern, dass Männer und Frauen in vielen Bereichen immer noch nicht gleichgestellt sind. Der heutige 7. März beispielsweise ist im Jahr 2022 (bezogen auf das Jahresgehalt) der Tag, bis zu dem Frauen im Vergleich zu Männern in gleichwertiger Position „umsonst“ gearbeitet haben -Strichwort Gender Pay Gap). Daher sind Vorbilder umso wichtiger. Damit diese möglichst viele zum Nachdenken anregen, müssen diese „Role Models“ auch im öffentlichen Raum sichtbar sein.
Aktuell wurde auch ein weiterer Antrag zum Thema gestellt: Die GRÜNEN-Stadträt*innen wollen bei der Benennung von Straßennamen in Fürth das krasse Missverhältnis zwischen nach Männern benannten Straßen und denen, die den Namen einer Frau tragen, langfristig ausgleichen. „Aktuell sind laut Stadtplanungsamt 241 Straßen in Fürth nach Männern benannt und lediglich 23 nach Frauen. Bedauerlicherweise hat sich daran auch in jüngerer Zeit nicht viel geändert. Seit 2010 wurden in 22 Fällen erneut Straßen nach Prominenten benannt: 19 davon waren männlich, drei weiblich“, erläutern die GRÜNEN-Stadträt*innen. Mit ihrem Antrag wollen sie erreichen, dass pro männlichem Namensgeber mindestens drei Straßen nach weiblichen Namensgeberinnen benannt werden, um dieses Ungleichgewicht zumindest langfristig zu verringern. An geeigneten Frauenpersönlichkeiten mit Bezug zu Fürth mangelt es nicht.
- GRÜNEN-Stadtratsfraktion schlägt die in Fürth geborene Dr. med. Emilie Lehmus als Namensgeberin für das geplante vierte Gymnasium vor.
- Lehmus war Lehrerin und als erste deutsche Medizinstudentin und eine der ersten in Deutschland praktizierenden Ärztinnen ihrer Zeit weit voraus
- Geschlechterparität bei den Fürther Gymnasien wäre erreicht: bislang eines nach einer Frau, zwei nach Männern benannt
- GRÜNEN-Fraktion setzt sich auch dafür ein, dass bei neuen Straßennamen künftig mehr Frauen als Vorbilder dienen
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