Das „Modernisierungsgesetz Bayern“, das der Bayerische Landtag Ende letzten Jahres beschlossen hat, soll eigentlich bürokratische Hindernisse abbauen, um vor allem den Wohnungsbau voranzubringen. Eine Auswirkung des neuen Gesetzes ist, dass zum 1.10.25 ein neues Satzungsrecht wirksam wird. Im Bereich der Stellplatzsatzungen dürfen nach diesem Zeitpunkt erlassene Satzungen nur noch sehr begrenzte Vorgaben enthalten. Für bestehende Satzungen allerdings gibt es einen Bestandsschutz – dies hat der Freistaat ausdrücklich so vorgesehen.
„Was auf den ersten Blick nach einer Vereinfachung aussieht, hat gravierende negative Konsequenzen“, gibt GRÜNEN-Stadtrat Harald Riedel zu bedenken. Erst vor ein paar Jahren wurden in die Fürther Stellplatzsatzung z.B. wichtige Nutzungserfordernisse für Fahrräder aufgenommen wie eine maximale Steigung für Fahrradrampen, die Überdachung von Fahrradabstellanlagen, die Notwendigkeit, Fahrräder und insbesondere teure E-Bikes am Rahmen anschließen zu können etc. Die bisherige Stellplatzsatzung enthielt auch sinnvolle ökologische Vorgaben, wie beispielsweise die Pflicht, auf Großparkplätzen in bestimmten Abständen Bäume zu pflanzen und diese einzugrünen, Vorgaben zu Versickerungsmöglichkeiten und zur Begrünung von Garagen und Carports u.ä.
In der Stadtratssitzung am 30. Juli 2025 gab es 3 Varianten zur Abstimmung:
Möglichkeit A war das Beibehalten der bestehenden Satzung mit allen ökologischen Zusatzbestimmungen und klar definierten baulichen Vorgaben für die Abstellplätze für Fahrräder, ergänzt durch eine aktualisierte Richtzahlenliste, die bereits eine sehr umfangreiche Vereinfachung und damit einen deutlichen Bürokratieabbau bedeutet.
Möglichkeit B kam vom Bayerischen Freistaat; diese Variante verzichtet weitgehend auf Vorgaben (und erspart der Bauaufsicht damit den Aufwand der Kontrolle vor Ort).Als Nebeneffekt für Bauträger entfallen auch ökologische Standards. Auf Kosten der Ökologie werden also die Baukosten für Bauträger gesenkt.
Möglichkeit C war eine Art Kompromiss des Bayerischen Städtetags. „Allerdings ein fauler Kompromiss, denn bauliche Vorteile für Fahrrad-Nutzer*innen, mögliche Regenwasser-Versickerung und andere Umwelt- und Klimaanpassungsaspekte wurden nahezu ersatzlos gestrichen“, erläutert Harald Riedel.
Auch in der Bau-Verwaltung gab es unterschiedliche Meinungen dazu:
Die Bauaufsicht sprach sich für die Variante B aus. Das ist in gewisser Weise verständlich, grenzt es doch den Arbeitsaufwand für diese Behörde deutlich ein, wenn sie künftig nicht mehr dauerhaft Begrünungsmaßnahmen und Baumpflanzungen kontrollieren muss etc.
Die Baureferentin plädierte für Variante C. Die Abteilung Stadtplanung im Baureferat und das Klimaschutzreferat wiederum setzten sich für die Beibehaltung der bestehenden Satzung, also für Variante A ein.
„Wir haben in den betreffenden Sitzungen, in denen dieses Thema auf der Tagesordnung stand, wirklich alles versucht, um die anderen Stadträt*innen davon zu überzeugen, dass Variante A die sinnvollste ist.“, so Harald Riedel weiter. Die Variante hätte nur Vorteile gehabt, keine Nachteile. Die Stadt hätte hier gerade bei größeren Bauprojekten wichtige Vorgaben zu Bepflanzung, Fahrradinfrastruktur etc. machen können.
Die Mehrheit im Fürther Stadtrat entschied sich bedauerlicherweise letztendlich für Variante C. Eine erneute nachträgliche Aufnahme von ökologischen Vorgaben ist somit dauerhaft ausgeschlossen.
Bemerkenswerterweise haben die Nachbarstädte Nürnberg und Erlangen ihre bestehenden nachhaltigen, ökologischen und fahrradfreundlichen Satzungen im Sinne der Variante A beibehalten (inklusive aller ökologischen Vorgaben).
„Ich kann es einfach nicht glauben, dass man hier in Fürth stattdessen sehr sinnvolle ökologische Vorgaben im Sinne des Klimaschutzes, der Klimaanpassung und der Förderung des Radverkehrs so einfach und unwiederbringlich in die Tonne getreten hat. Vollkommen ohne Not, einfach nur, um das Schlagwort „Entbürokratisierung“ bedienen zu können“, so Harald Riedel.
Neuste Artikel
Bäume Entsiegelung Familie Familien Innenstadt jüdisches Leben Jugendliche Kinder Klima Klimaanpassung Soziales Stadtbild Stadtentwicklung
Antrag: Wohnumfeldverbesserung in der Hallemannstraße
17. September 2025 – In der Hallemannstraße sind auf der Fahrbahn große Sperrflächen vorhanden, die Geschwindigkeit ist bereits auf 30 km/h beschränkt, es gibt so gut wie keinen Durchgangsverkehr (bzw. dieser könnte genauso gut über die Hirschenstraße erfolgen). Straße und Gehwege sind stark abgenutzt und müssten ohnehin in absehbarer Zeit gründlich saniert werden. Die Straße…
Familie Freizeit Fürthermare Hallenbad Sommer Soziales Sport
Antrag: Reguläre Öffnungszeiten des Sommerbads und Abendtarif
11. September 2025 – In den vergangenen Tagen standen Fürther*innen, die vor der Arbeit oder nach Feierabend im Freibad schwimmen wollten, vor verschlossenen Türen. Denn ab 1. September sind die Öffnungszeiten des Sommerbads stark eingeschränkt. Statt wie üblich um 7 oder 8 Uhr öffnet es erst um 10 Uhr und der Einlass endet bereits um…
Feuerwehr Freizeit Parken Umweltschutz Verkehr
Antrag: Einhaltung des Parkverbots auf den Grünflächen am Scherbsgrabenbad
11. September 2025 – An heißen Sommertagen hat das Sommerbad am Scherbsgraben einen enormen Zulauf. Vor allem in den Ferien sind der offizielle Parkplatz und das Parkhaus schnell voll. Einige schrecken dann auch nicht davor zurück, in den Grünflächen entlang der Straßen in der Umgebung zu parken. Das schadet nicht nur den Grünflächen und den…
Ähnliche Artikel
Bäume | Entsiegelung | Familie | Familien | Innenstadt | jüdisches Leben | Jugendliche | Kinder | Klima | Klimaanpassung | Soziales | Stadtbild | Stadtentwicklung
Antrag: Wohnumfeldverbesserung in der Hallemannstraße
17. September 2025 – In der Hallemannstraße sind auf der Fahrbahn große Sperrflächen vorhanden, die Geschwindigkeit ist bereits auf 30 km/h beschränkt, es gibt so gut wie keinen Durchgangsverkehr (bzw. dieser könnte genauso gut über die Hirschenstraße erfolgen). Straße und Gehwege sind stark abgenutzt und müssten ohnehin in absehbarer Zeit gründlich saniert werden. Die Straße…
Feuerwehr | Freizeit | Parken | Umweltschutz | Verkehr
Antrag: Einhaltung des Parkverbots auf den Grünflächen am Scherbsgrabenbad
11. September 2025 – An heißen Sommertagen hat das Sommerbad am Scherbsgraben einen enormen Zulauf. Vor allem in den Ferien sind der offizielle Parkplatz und das Parkhaus schnell voll. Einige schrecken dann auch nicht davor zurück, in den Grünflächen entlang der Straßen in der Umgebung zu parken. Das schadet nicht nur den Grünflächen und den…
Innenstadt | Metropolregion | Verkehr | Verkehrsführung | Verkehrsplanung
Antrag: Sachstand Verlegung der B8 auf die Südwesttangente
10. September 2025 – Schon lange würden es die Städte Fürth und Nürnberg begrüßen, wenn der Streckenverlauf der B8 auf die Südwesttangente verlagert würde. In Fürth könnte man so Unannehmlichkeiten für die Anwohner*innen durch den starken innerstädtischen Verkehr entlang der aktuellen Strecke Würzburger Straße, Kapellen-, Henri-Dunant-, Königs- und Nürnberger bzw. Gebhardtstraße deutlich verringern sowie städtebauliche…