17. Februar 2023 – Schon 2010 und spätestens bei der Diskussion um den sogenannten „Schnabuliermarkt“ hat der Fürther Stadtrat festgestellt, dass die Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage als zentrale Grünanlage in der Innenstadt besonders schützenswert ist und daher weder für den Wochenmarkt noch für irgendwelche größeren Veranstaltungen angetastet werden darf.
Seitdem gab es immer wieder entsprechende Begehrlichkeiten. Deshalb haben die GRÜNEN-Stadträt*innen immer wieder dafür gekämpft, dass dieses Tabu erhalten bleibt – mit der festen Überzeugung, dass öffentliche Grünanlagen für die Menschen in der Großstadt wichtige Erholungs-Oasen sind, die neben Naturschutz-Aspekten auch für ein gesundes Mikroklima unverzichtbar sind.
Daran hat auch die aktuell kursierende Idee, den weihnachtlichen Mittelaltermarkt dort stattfinden zu lassen, nichts geändert – selbst wenn ein aktueller Zeitungsartikel das suggerieren mag. Der darin vermittelte Eindruck, die GRÜNEN seien mit den Plänen in der Adenauer-Anlage einverstanden, ist komplett falsch. Im Gegenteil: Erst zum Umweltausschuss Anfang Februar hat die Fraktion den Antrag gestellt, künftig generell keine neuen mehrtägigen und/oder gewerblichen Veranstaltungen in der Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage zu genehmigen, bei denen die Rasenflächen oder Wurzelbereiche von Bäumen beeinträchtigt werden.
Korrekt ist, dass es kürzlich zwei Treffen gab, bei denen die GRÜNEN-Fraktion ihren Standpunkt sehr klar dargelegt hat: einmal mit den Wochenmarkt-Beschicker*innen und zuletzt mit allen drei Stadtratsfraktionen, Bauamt, Marktamt, Grünflächenamt, Wirtschaftsreferat und Vertreter*innen von Wochenmarkt, Schaustellerverbänden, Einzelhandel und Mittelaltermarkt. Doch aus welcher Quelle auch immer die Zeitungs-Informationen über den Inhalt dieses Treffens stammen – objektiv war diese Quelle jedenfalls nicht! Denn die engagierte Gegenrede des GRÜNEN-Fraktionsvorsitzenden Kamran Salimi bei beiden Besprechungen wurde komplett verschwiegen
Schon im Vorfeld des Treffens hat die Stadt versucht, die Nutzung der Grünanlage mit allen Mitteln durchzusetzen, erklärt Kamran Salimi: „Uns wurde beispielsweise wiederholt erzählt, dass es in Pforzheim eine sehr ähnliche Grünanlage gäbe, auf der angeblich jährlich genau so eine Veranstaltung ohne größeren Schaden durchgeführt würde. Also müsse das ja wohl auch in Fürth möglich sein. Ein Gespräch mit den Kollegen aus Pforzheim hat ergeben: Bei der Pforzheimer „Grünanlage“ handelt es sich um einen Platz aus den 1960er Jahren, der zu drei Vierteln gepflastert ist.“ Lediglich eine kleine Wiese und ein paar Blumenbette müssen mit Folie und Platten abgedeckt werden, am Rand stehen einige kleine Bäume. In Fürth wäre diese Grünanlage vergleichbar mit dem Platz der Opfer des Faschismus an der Jakobinenstraße. Dass es geradezu absurd ist, diese spärliche Vegetation auf einem größtenteils versiegelten Platz mit den großen alten Bäumen und Grünflächen der Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage gleichzusetzen, haben wohl auch die Anwesenden bei der erwähnten Besprechung verstanden: „Als ich das in der Sitzung angesprochen habe und mit Bildern belegen konnte, machte sich nur ein peinlich berührtes Schweigen im Raum breit“, so Kamran Salimi weiter.
Gravierende Bedenken konnten bei dem Gespräch nicht ausgeräumt werden. Tausende von Menschen richten zwangsläufig Schäden an, wenn sie über mehrere Tage – eventuell auch noch bei Regen oder Schnee – auf den Grünflächen laufen, selbst wenn diese mit Matten oder Brettern abgedeckt sind. Schäden drohen der Anlage darüber hinaus vor allem beim Auf- und Abbau und bei Belieferung und Entsorgung, die aufgrund der enormen Warenmengen nur per LKW erfolgen können. Besonders im Bereich der Bäume besteht dann die Gefahr von dauerhaften Schäden an Wurzelwerk oder Rinde. Außerdem brauchen die Rasenflächen mehrere Wochen, bis sie sich wieder erholen – mehrere Wochen, in denen die Bevölkerung die gesperrte Grünanlage nicht nutzen kann.
„Gegen Ende der lediglich auf einen positiven Konsens ausgerichteten Besprechung wurde in dieser Sache ein klaffender Unterschied zwischen Grünflächenamt und Mittelaltermarkt-Veranstaltern deutlich“, erzählt Kamran Salimi. Das Grünflächenamt betonte, dass das Befahren der Grünflächen mit großen LKWs absolut schädlich und damit nicht tolerierbar sei. Die Organisatoren des Mittelaltermarkts hingegen beteuerten, dass ein Auf- und Abbau nicht möglich sei, wenn man sich nur auf den Wegen bewegen dürfe und nicht mit LKWs in die Anlage fahren dürfe. „Wie aus diesen vollkommen gegensätzlichen (und aus dem jeweiligen Blickwinkel sogar absolut verständlichen) Positionen dann ein „Kompromiss“ entstanden sein soll, der lautet „Ach, probieren wir es halt einmal aus“, ist mir ein absolutes Rätsel“, sagt Kamran Salimi. Denn die Wurzeln der Bäume vertragen einen 7,5-Tonner auch nicht, wenn er nur „probeweise“ über sie hinweg rollt.
Obwohl es sich bei der erwähnten Besprechung um einen internen Termin handelte, der lediglich der Vorinformation dienen sollte und das Thema nach der Beratung in den Fraktionen noch im Kirchweihausschuss und Stadtrat auf der Tagesordnung stehen wird, wurde offensichtlich der örtlichen Presse nun eine Zusammenfassung des Gesprächs zugetragen und als bereits gefundener Kompromiss verkauft. Der Part des GRÜNEN-Protests wurde allerdings gänzlich ausklammert.
Richtig ist – das gehört auch zur Wahrheit, auch wenn es unverständlich ist, dass das Grünflächenamt in der Besprechung ankündigte, dass es eine Nutzung der Anlage erneut prüfen wolle. Daraus wird nun der vermeintliche Kompromiss abgeleitet. Was ebenfalls in der kommunikativen Vermittlung „vergessen“ wurde ist, dass die Grünfläche scheinbar einen Weihnachtsmarkt verträgt, aber nicht die Besucher*innen in der Anlage selbst während der Weihnachtszeit. Denn zum Schutz der Anlage müsste der nicht unmittelbar für den Mittelaltermarktgenutzte Bereich komplett eingezäunt und abgesperrt werden. Da waren sich tatsächlich ALLE einig.
Im Vorfeld der Berichterstattung erfolgte keine entsprechende Nachfrage bei der GRÜNEN-Fraktion. Dabei ist die Position der Fraktion ganz einfach zusammenzufassen, meint Kamran Salimi: „Wir brauchen eine Lösung, die keine Einschränkungen im ÖPNV verursacht, Rad- und Fußgängerachsen möglichst wenig beeinträchtigt und den Besucher*innen ein schönes Weihnachtsmarkt-Erlebnis ermöglicht. Die Nutzung der Adenauer-Anlage muss dabei weiterhin tabu sein.“
- GRÜNEN-Fraktion protestiert gegen Pläne der Stadt, den Mittelaltermarkt in die Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage zu verlegen
- Öffentliche Grünanlagen wichtig als Erholungs-Oasen, für Naturschutz und gesundes Mikroklima
- Veranstaltungen wie Mittelaltermarkt gefährden Baumbestand und Fortbestand der Anlage
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