Drittes Reich

Erinnerung an jüdische Fürther*innen und ihre Schicksale

7. April 2024 – „Nie wieder ist JETZT!“ steht auf vielen Transparenten bei den Demonstrationen gegen Rechts, die derzeit in deutschen Städten stattfinden – auch in Fürth. Weil rechtsradikale und antisemitische Parolen wieder lauter und präsenter werden und rechte Parteien die Demokratie aushöhlen wollen. „Genau in dieser Zeit bräuchte es auch im Alltag deutlich wahrnehmbare Erinnerungsanstöße daran, in welchen Abgrund die menschenverachtende rechtsextreme Ideologie schon einmal geführt hat“, meint GRÜNEN-Stadtrat Felix Geismann.

Schon mehrfach hat die GRÜNEN-Fraktion angeregt, auch in Fürth das Konzept der Stolpersteine umzusetzen. Diese kleinen Messingtafeln werden im Boden vor den Häusern verlegt, in denen meist jüdische Menschen lebten, die im Dritten Reich ermordet, verfolgt oder vertrieben wurden. Mit dem Stolperstein-Projekt des Künstlers Gunter Demnig wird inzwischen seit über 30 Jahren an ihr schreckliches Schicksal erinnert.

„In der Vergangenheit wurde dieser Antrag immer abgelehnt. Dennoch erleben wir, dass die öffentliche Sympathie für dieses Konzept nie verstummt ist. Das Fehlen der Stolpersteine ist regelmäßig Gegenstand von Diskussionen, ob an Schulen oder in sozialen Medien. Wenig verwunderlich, denn gerade in unserer an jüdischem Leben einst so reichen Stadt Fürth soll endlich sichtbar werden, welches Ausmaß der Naziterror hatte, wie viele Männer, Frauen und Kinder auch in unserer Stadt gelitten haben und Eigentum, Heimat, körperliche Unversehrtheit und Leben verloren“, so Felix Geismann.

Es wäre zwar schade, wenn ausgerechnet Fürth sich endgültig dagegen entscheidet, Teil des weltweit größten dezentralen Mahnmals in über 30 Ländern zu werden. Aber für diesen Fall gibt es durchaus andere Möglichkeiten, an die Gräueltaten der Nazis in Fürth zu erinnern. So könnte die Stadt etwa auf eigene Faust Erinnerungssteine im Boden vor den Häusern anbringen lassen oder vielleicht eine modernere Variante mit sprechenden QR-Codes. Egal wie – es ist eine befremdliche Lücke, dass ausgerechnet in Fürth die Erinnerung im öffentlichen Raum im Gegensatz zu anderen Städten kaum stattfindet.

„Deshalb haben wir zum Ältestenrat am 11.März 2024 den Antrag gestellt, die Verwaltung möge nach Möglichkeiten suchen, dauerhaft vor den Häusern der von Nazis ermordeten oder vertriebenen Fürther*innen an diese Gräueltaten zu erinnern“, erzählt Felix Geismann. Details aus der Sitzung darf er nicht nennen, denn der Ältestenrat findet stets unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. „Fest steht jedenfalls, dass Fürth bei der Aufarbeitung der eigenen NS-Vergangenheit noch sehr viel aufzuholen hat.

Einen viel beachteten Beitrag zur Aufarbeitung hat die Tagung des Stadtarchivs zur Geschichte der Stadt in der Zeit des Nationalsozialismus geleistet, die Ende März in Zusammenarbeit mit dem Münchener Institut für Zeitgeschichte und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen in Fürth stattfand. Zwei Tage lang warfen die Referent*innen unter überwältigender Resonanz bei der interessierten Öffentlichkeit ein Licht auf verschiedene, teilweise noch kaum erforschte Aspekte der Stadtgeschichte im Nationalsozialismus. Auch diese Tagung geht auf die Anträge der GRÜNEN-Fraktion und die Forschungen von GRÜNEN-Stadtrat Kamran Salimi zurück, der in akribischer Archivarbeit vor Ort im polnischen Toruń die Gräueltaten aufdeckte, an denen der vorher in Fürth hochgeachtete Adolf Schwammberger beteiligt war.

Ein großer Erfolg, der nach Wiederholung und Vertiefung schreit“, findet Felix Geismann. „Deshalb haben wir auch die nachhaltige Sicherung der Tagesergebnisse in Form einer Publikation beantragt sowie die Fortsetzung und Verstetigung der Forschungen.“

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