Ende Februar hat die Fürther Stadtspitze die nächste Preiserhöhung im Fürther ÖPNV zum 1.1.2022 vorgeschlagen. Die GRÜNEN-Fraktion hat zwar dagegen gestimmt, die Mehrheit des Stadtrats jedoch die Preissteigerung abgesegnet. „Das ist ein absolut fatales Signal, vor allem in der jetzigen Situation“, findet GRÜNEN-Stadtrat Philipp Steffen. „Durch die Corona-Pandemie stecken die öffentlichen Verkehrsmittel ohnehin schon in einer tiefen Krise.“
Da momentan viele Menschen von zu Hause aus arbeiten und die Geschäfte, Lokale und Schulen zum größten Teil geschlossen sind, ist die Zahl der Fahrgäste signifikant gesunken. Viele Pendler*innen sind zudem auf andere Verkehrsmittel umgestiegen. „Mit einer deutlichen Preiserhöhung wird man wohl kaum erreichen, all diese Menschen wieder zurück zum öffentlichen Nahverkehr zu bringen“, ist Philipp Steffen überzeugt.
Dabei hätte es durchaus andere Möglichkeiten gegeben, die gestiegenen Kosten abzufangen, als die Fahrkarten teurer zu machen. Die Stadt Nürnberg scheint das auch so zu sehen, immerhin verzichtet man dort auf Preissteigerungen zum Jahreswechsel.
„Wir wollten die Mehrkosten, die es bei der Infra gibt, durch moderat höhere Parkgebühren finanzieren“, erklärt Philipp Steffen. „Von der Regel bewusst ausgenommen wären natürlich die Anwohnerparkplätze und Kurzzeitparkplätze unmittelbar vor Apotheken, Arztpraxen etc.“
Der Hintergrund für diesen Vorschlag: Die städtischen Parkgebühren auf der Fürther Freiheit und im öffentlichen Straßenraum in der Innenstadt liegen derzeit trotz des zusätzlichen Komforts in Form von ebenerdigem Parken in sehr zentraler Lage weit unter dem Durchschnitt der Parkhäuser. Selbst wenn man die Parkgebühren um ein Drittel erhöht, kommt man immer noch nicht an den Durchschnittspreis der Parkhäuser heran. Moderate Erhöhungen der Parkgebühren werden nicht dazu führen, dass weniger Menschen in die Fürther Innenstadt zum Einkaufen kommen. Mit der Erhöhung der Einnahmen aus den bewirtschafteten Parkplatzflächen und einer eventuellen Erweiterung der Bewirtschaftung könnte ein finanzieller Spielraum entstehen, durch den die erwarteten Mindereinnahmen im ÖPNV ausgeglichen werden könnten. Weil sich der Kostenunterschied zwischen Auto- und Busfahrt durch die höheren Parkgebühren verkleinert, kann es sogar einen wünschenswerten Zusatzeffekt geben: Vielleicht würden einige dann den Bus in Erwägung ziehen und so ebenfalls zur Verringerung des ÖPNV-Defizits beitragen.
„Lärm, Abgas, Plätze voller Blech und Unfallrisiko: Die gesamte Stadtgesellschaft trägt die Last des Autoverkehrs in der Innenstadt – da ist es nur fair, die Autofahrer*innen an den Kosten eines attraktiven ÖPNV stärker zu beteiligen“, resümiert Philipp Steffen. „Doch dieser Vorschlag hat leider keine Mehrheit gefunden. Die Hoffnungen waren groß, die Krokodilstränen sind wie immer bitter, aber rausgekommen ist nix.“
Die Forderung nach einem günstigen öffentlichen Nahverkehr ist seit sehr vielen Jahren eine der Grundsäulen grüner Politik. Im letzten Jahrzehnt sind die ÖPNV-Fahrpreise kaum irgendwo so stark gestiegen wie in Fürth – besonders auch im Vergleich zu den weitgehend stabilen Benzinpreisen. Doch für eine echte Verkehrswende müssen klima- und ressourcenschonende Verkehrsmittel – auch preislich – attraktiver werden als der motorisierte Individualverkehr. Daran hat sich durch die Corona-Pandemie nichts geändert.
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