19. August 2020 – In Würzburg gibt es einen offiziellen Badestrand am Main, in Bamberg ist das Baden an der rechten Uferseite des linken Regnitzarms erlaubt, in Nürnberg wird derzeit an der Pegnitz eine Surferwelle errichtet, in Schweinfurt, Aschaffenburg, Kitzingen, Ansbach und Hof gibt es keine kommunalen Einschränkungen zum Flussbaden. Auch an Fürther Flüssen sieht man Hunderte Badende an heißen Sommerwochenenden. Der Unterschied zu den anderen genannten fränkischen Städten: Hier ist es illegal. Denn die Wasserqualität der Fürther Flüsse wurde bislang nicht als badegeeignet eingestuft, die letzten Messungen erfolgten 2019.
Die Fürther GRÜNEN-Stadträt*innen wollen nun das Messprogramm für die Beurteilung der Wasserqualität in den Fürther Flüssen weiterführen: „Wir denken, dass es für eine Stadt wichtig ist, die Wasserqualität in ihren Flüssen zu kennen – zunächst einmal völlig unabhängig von der Nutzung, beispielsweise zum Baden.“
Doch in den Messwerten des letzten Messprogramms sehen die Fürther GRÜNEN auch einen Hoffnungsschimmer auf freies Baden, zumindest in einem Bereich an der Rednitz. Nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat sich in Bayern „die biologische und chemische Gewässerqualität der Flüsse in den vergangenen Jahrzehnten stetig verbessert“.
Um Gewässer zum Baden freigeben zu können, muss deren Wasserqualität in einem 4-Jahres-Zeitraum die Grenzwerte der Bayerischen Badegewässerverordnung (BayBadeGewV) einhalten. Zuletzt wurden in Fürth von 2016 bis 2019 während der Badesaison von Mai bis September die Parameter „Intestinale Enterokokken“ und „Escherichia coli“ (E.Coli) gemessen. Die kumulierten Werte aus den vier Jahren lagen deutlich oberhalb der Grenzwerte, die Badeerlaubnis konnte daher nicht erteilt werden. Bei der Einzelbetrachtung der Jahreswerte fällt jedoch auf, dass 2019 an der Rednitz erstmalig die Grenzwerte eingehalten wurden. Die E.coli waren sogar mit 485 KBE/100 ml fast auf die Hälfte des zulässigen Grenzwerts von 900 KBE/100 ml gesunken. (Quelle: http://stadtrat.fuerth.de/getfile.php?id=4214842)
Die Stadtverwaltung sieht darin allerdings keine Trendwende, sondern geht von einem einmaligen positiven Ereignis aus, weil man keine Erklärung für die extreme Verbesserung der Werte hat. Für die GRÜNEN-Stadträt*innen sind die eingehaltenen Grenzwerte dagegen ein Signal, auch in Zukunft näher hinzusehen: „Ob es sich beim Messergebnis von 2019 nur um einen einmaligen Ausreißer handelt, lässt sich erst dann feststellen, wenn man die Messungen wieder aufnimmt. Und es gibt durchaus Faktoren, die auf eine künftig bessere Wasserqualität hoffen lassen. Durch das erfolgreiche Volksbegehrens Artenvielfalt („Rettet die Bienen“) müssen Landwirt*innen bei der Bewirtschaftung von Feldern künftig fünf Meter Abstand zu Fließgewässern halten, auch damit weniger Gülle und Pestizide in die Gewässer gelangen. Noch gelten Übergangsfristen, weshalb die neuen Regelungen noch nicht flächendeckend umgesetzt sind. Alleine dadurch kann man in den nächsten Jahren mit einer Verbesserung der Wasserqualität rechnen.“
Dann wäre es auch in Fürth möglich, das Baden in einem fest definierten Abschnitt der Rednitz wieder zuzulassen und damit das Flussbaden in geregelte Bahnen zu lenken. Denn durch Ausweisung eines erlaubten Bereichs könnte das bisherige „wilde“ Baden an vielen einzelnen Stellen – teilweise auch entlang von für den Naturschutz sensiblen Uferbereichen – in Zukunft verringert werden. Auch für die Anwohner*innen können sich Verbesserungen ergeben: Wenn die Menschen tagsüber legal baden können, müssen sie das nicht mehr im vermeintlichen Schutz der Dunkelheit tun und nächtliche Lärmbelästigungen bleiben aus.
„Die Fürther*innen hätten eine legale Bademöglichkeit im Fluss und die Stadt käme trotzdem ihrer Verantwortung für Gesundheits- und Naturschutz nach“, fassen die GRÜNEN-Stadträt*innen zusammen. „Jahrhundertelang wurden verschiedene Abschnitte der Rednitz von Fürther*innen zum Baden genutzt. Die geregelte und verantwortungsvolle Wiederbelebung dieser Tradition ist für uns ein echtes Anliegen.“ Daher hat die Stadtratsfraktion zum Umweltausschuss am 17. September 2020 den Antrag gestellt, die Messungen der Wasserqualität künftig dauerhaft fortzuführen.
– GRÜNEN-Stadtratsfraktion beantragt künftige kontinuierliche Weiterführung des Messprogramms zur Beurteilung der Wasserqualität in den Fürther Flüssen
– Messergebnisse haben sich im letzten Messjahr 2019 signifikant gebessert und lagen erstmals unterhalb der Grenzwerte
– Weitere Messungen bieten Chance auf einen künftigen legalen Badebereich in der Rednitz mit positiven Folgen für den Gesundheits- und Naturschutz
Diese Pressemitteilung als pdf-Datei:
Link zum entsprechenden Antrag zum Umweltausschuss am 17.9.2020
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