Warum haben die GRÜNEN-Stadträt*innen dem Bau des Helene-Lange-Gymnasiums zugestimmt, obwohl dafür alte Bäume gefällt werden?
Im Bau- und Werkausschuss am 2.2.22 wurde der aktuelle Planungsstand für den Neubau des Helene-Lange-Gymnasiums vorgelegt und ein Grundsatzbeschluss zur Abstimmung gestellt. Diesem Grundsatzbeschluss hat die GRÜNEN-Stadtratsfraktion letztendlich zugestimmt. „Nach reiflicher Überlegung und gründlichem Abwägen haben uns die positiven Veränderungen seit Planungsbeginn überzeugt und wir haben uns entschieden, das Projekt trotz aller Fehler der Vergangenheit zu unterstützen“, kommentiert Stadträtin Sabine-Weber-Thumulla.
Zum Zeitpunkt des Planungsbeginns wäre das Projekt nicht zustimmungsfähig gewesen. Anfangs plante die Stadt einen herkömmlichen Zweckbau, der gerade einmal den gesetzlich vorgeschriebenen Energiestandard beinhalten sollte und zwängte ihn mangels schulbau-politischer Weitsicht ohne Not in das Bestands-Carré: zulasten zahlreicher ausgewachsener Bäume, der Unterrichtsqualität und der Anwohner*innen. Der Informationsfluss war sehr schleppend und auch die Kommunikation mit den Fraktionen, aber auch mit Bürgerinitiativen verlief phasenweise nicht optimal. Für Verbesserungsvorschläge der GRÜNEN gab es zunächst keine Mehrheiten. Die öffentliche Diskussion war von einer teils hysterischen Angriffshaltung gegenüber allen geprägt, die konstruktive Kritik einbrachten.
„Wir haben uns vor allem auch für den Baumschutz eingesetzt“, so Sabine Weber-Thumulla. „Hier konnten wir uns leider nicht durchsetzen. Denn es war schwer zu vermitteln, dass Bäume nicht nur unter dem Stichwort Klimaschutz schützenswert sind, sondern auch im Sinne des Stadtbilds, der Anwohner*innen und des Artenschutzes als Lebensraum für viele Tiere wie Insekten.“
Dass die Stadt von Anfang an ein sehr enges Korsett für die Planungen vorgegeben hatte, war ein grundlegender Fehler, der zu deutlichen Einschränkungen führte und nun auch zur Folge hat, dass die riesige Pappel am jetzigen Eingang wahrscheinlich nicht erhalten werden kann. Kritische Einwände wurden damals mit dem Totschlagargument der Bauverzögerung und -verteuerung abgetan. Die Vorgaben, dass die Schule – auch während der gesamten Bauzeit – zwingend am selben Standort bleiben sollte und der Um- bzw. Neubau bei laufendem Schulbetrieb vonstattengehen sollte, machten die Planungen sehr unflexibel. Eine alternative Projektplanung hätte beispielsweise einen Neubau auf dem Hornschuchcampus beinhalten können.
„In den jetzigen Planungen ist im Vergleich zur Ursprungsplanung ein deutlicher energetischer Fortschritt zu finden, sie enthalten viele Anregungen unserer Fraktion und auch der Anwohner*innen“, so Sabine Weber-Thumulla. Denn innerhalb der selbst auferlegten Zwänge finden sich nun einige ökologisch-nachhaltige Elemente.
So werden alle Dachflächen des neuen Schulgebäudes begrünt, moderne PVT-Module erzeugen Strom und Wärme gleichzeitig, bei der Wärmeerzeugung setzt die Stadt zudem auf Biomasse und eine innovative Eisspeicher-Technologie. Damit die große Turnhalle auch optisch gegenüber der historischen Wohnbebauung im Umfeld etwas zurücktritt und gefälliger erscheint, wird sie tief in den Boden eingelassen und die Fassade wird sowohl strukturiert und gegliedert als auch begrünt – ein wichtiges Zugeständnis an die Nachbarschaft, dessen hochwertige Umsetzung die GRÜNEN-Stadträt*innen im weiteren Prozess einfordern werden. Darüber hinaus wird erstmalig in einem Schulhaus in Fürth ein hybrides Lüftungssystem für ausreichend frische und saubere Luft in den Klassenzimmern sorgen. Dies ist ein weiterer wichtiger Punkt, für den sich die GRÜNEN-Stadträt*innen immer wieder energisch eingesetzt hatten, wie Sabine Weber-Thumulla betont: „Ein verbesserter Energiestandard, die fortschrittlichen Formen der Wärmegewinnung, eine vernünftige Dämmung, eine Lüftungsanlage für saubere Luft und konzentriertes Arbeiten, die Dach- und Fassaden-Begrünungen, das vollständige Rückhalten und Versickern des Regenwassers – all diese Verbesserungen enthielt das ursprüngliche Konzept zunächst nicht. Die zeitgemäßere Planung ist auch darin erkennbar, dass die Barrierefreiheit weitgehend berücksichtigt wurde.“
Doch bei allem Lob für die aktuellen Planungen – der Blick über den eigenen Tellerrand zeigt: Es ist nicht nur bei der frühzeitigen und offenen Bürgerbeteiligung noch viel Luft nach oben und bis zum Plusenergiestandard ist es noch ein weiter Weg. Das Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf bei Augsburg bietet beispielsweise schon seit 2015 Lernlandschaften für moderne Unterrichtskonzepte in einem Holzgebäude, das in Plusenergiestandard realisiert wurde. Solch ein Gebäude erzeugt mehr Energie, als es verbraucht. „Davon sind die Fürther Planungen noch weit entfernt“, erklärt Sabine Weber-Thumulla. „Wir werden weitere ökologische und nachhaltige Verbesserungen bei der Konkretisierung der Planungen einbringen, beispielsweise im Hinblick auf die verwendeten Materialien beim Innenausbau, die (aktuell noch leicht defizitären) Ausgleichspflanzungen oder die Möglichkeit, auch Holzhackschnitzel zur Wärmeerzeugung zu verwenden, die die Stadt aus anfallendem Grünschnitt sogar selbst herstellen könnte. Und vielleicht gelingt es uns auch beim nächsten städtischen Neubau – egal ob Schule oder Verwaltungsgebäude – die Stadtratskolleg*innen von einer CO2-neutraleren Holz-Hybrid-Bauweise zu überzeugen.“ Die WBG hat kürzlich erstmalig ein solches Gebäude realisiert.
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