„Wie positionieren sich die GRÜNEN-Stadträt*innen zur Privatisierung des Städtischen Altenpflegeheims?“
„Wir sehen die großen Probleme des Städtischen Altenpflegeheims, die ein „weiter so“ unmöglich machen. Vor allem eine fehlende langfristige perspektivische Ausrichtung auf einer soliden finanziellen Basis hat in den letzten Jahren die Einrichtung zunehmend in Bedrängnis gebracht, was nun auf dem Rücken der Beschäftigten und Bewohner*innen ausgetragen wird. Dies ist für die Betroffenen zum Teil nur noch schwer erträglich “, bezieht Kamran Salimi, Vorsitzender der GRÜNEN-Stadtratsfraktion klar Stellung. „Deshalb haben wir im Dezember vorgeschlagen, für einen festen Zeitraum von beispielsweise zwei Jahren zunächst einen Management-Vertrag mit einem erfahrenen Wohlfahrtsverband zu schließen. So hätte man sich sachkundige, bewährte Führungskräfte ins Haus holen können, die im laufenden Betrieb die Situation genau unter die Lupe nehmen und entsprechende Empfehlungen entwickeln können für den vollständigen Erhalt der Einrichtung. Nach den zwei Jahren hätte man dann auf einer fundierten Grundlage eine Entscheidung über die Form der Weiterführung treffen können.“ Dieser Vorschlag fand leider kein Gehör.
In seiner Sitzung vom 25. Februar 2021 hat sich der Stadtrat auf eine formale Prüfung einer Veräußerung des Städtischen Altenpflegeheims festgelegt. Da die Beschlussvorlage auch die Abgabe an das städtische Klinikum beinhaltet, haben auch die GRÜNEN-Stadträt*innen schweren Herzens zugestimmt. Kamran Salimi erläutert, warum der Betrieb bei der Stadt selbst oder dem Klinikum als städtischer Tochtergesellschaft bleiben sollte: „Das städtische Alten- und Pflegeheim nimmt eine wichtige Rolle in der Daseinsvorsorge der Stadt Fürth ein. Die Kommune sichert mit ihrem direkten Engagement mäßigenden Einfluss auf ein Element sozialer Fürsorge der Stadtgesellschaft, das großem Privatisierungs- und Gewinnmaximierungsdruck unterliegt. Gerade vor dem Hintergrund des demographischen Wandels ist es sinnvoll, dass die Stadt Fürth hier – vergleichbar dem sozialen Wohnungsbau – einen Fuß in der Tür behält.“
Gleichwohl bedarf die Betriebsorganisation der Einrichtung ebenso einer kritischen Überprüfung wie die zeitnahe bauliche Ertüchtigung zwingend erfolgen muss, um die Aufenthalts- und Lebensqualität in der Einrichtung für Bewohner*innen und die Arbeitsplatz-Attraktivität für die Beschäftigten zu erhöhen. Bei der Lösungsfindung müssen das Wohl der Bewohner*innen und das der Beschäftigten höchste Priorität haben.
Dabei legen die GRÜNEN-Stadträtinnen den Fokus auf die unmittelbare Anbindung des Altenpflegeheims an das Klinikum Fürth als Träger, wie Kamran Salimi erklärt: „Das erscheint insbesondere sinnvoll, um die Patientenversorgung über die Sektorengrenzen hinaus besser steuern und regeln zu können. Dass dies eine gängige Praxis ist, zeigen die Nachbarstädte Erlangen und Nürnberg. Hier seien nur exemplarisch das Klinikum Martha Maria Nürnberg oder das Waldkrankenhaus Erlangen genannt, die beide jeweils eine Senioreneinrichtung am Standort des Klinikums mit betreuen.“ Gleichzeitig ließen sich damit Synergieeffekte erzielen – z.B. im Ausbau von Kurzzeitpflegebetten. Zusätzlich könnte auf dem Gelände des Stiftungsaltenheims in Kooperation mit dem Klinikum Fürth und dem Hospizverein eine Palliativ- und Hospizeinrichtung entstehen –um endlich die Versorgungslücke dieser Patientengruppe in Fürth zu schließen.
Auf einen Antrag der GRÜNEN-Stadtratsfraktion hin wurde zugesichert, den Mitgliedern des Finanz- und Verwaltungsausschusses sowohl einen schriftlichen Bericht über die betriebsorganisatorische und bauliche Lage im Stiftungsaltenheim als auch das in der Presse zitierte Gutachten zur wirtschaftlichen Situation zur Verfügung zu stellen. Ein längst überfälliger Schritt, wie Kamran Salimi findet: „Nur bei einer Offenlegung der wirtschaftlichen und personellen Situation können Stadträt*innen ihrer Aufgabe nachkommen und Optionen für den Weiterbetrieb des Altenheims in kommunaler Hand abschließend beurteilen. Darum muss so schnell wie möglich der Stadtrat umfassend informiert werden.“
Die Verwaltung führt nun Verhandlungsgespräche mit dem Klinikum Fürth und den interessierten Wohlfahrtsverbänden. Bei der Steuerung und fachlichen Begleitung des Übergabeprozesses unterstützt eine Unternehmensberatung für Organisationen der Sozialwirtschaft. Dabei werden wir als Fraktion einen kritischen Blick auf die Mitbewerber haben – da der Name „Wohlfahrtsverband“ nicht automatisch einhergeht mit einem wünschenswerten Arbeitgeber für das bisherige städtische Personal. Viele Wohlfahrtsverbände haben entweder keinen Tarifvertrag oder nur Regelungen, die sich an den TVöD anlehnen – meist mit großen zeitlichen Verzügen. Eines sollte klar sein, so Kamran Salimi: „Die Misswirtschaft der letzten Jahrzehnte im Altenheim darf nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen! Deshalb muss klar sein, dass bei einem Betreiberwechsel die Beschäftigten im Anschluss finanziell und personell nicht schlechter dastehen dürfen, als bisher.“
Eine Übertragung des Stiftungsaltenheims an das Klinikum würde nicht nur die Tarifbindung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst sicherstellen, sondern auch das Angebot des städtischen Klinikums erweitern und die Versorgungslücke im Palliativ- und Hospizbereich der Stadt Fürth schließen. Ein entscheidender Vorteil, den keiner der Wohlfahrtsverbände in dieser Form bieten kann.




Neuste Artikel
Bäume Entsiegelung Familie Familien Innenstadt jüdisches Leben Jugendliche Kinder Klima Klimaanpassung Soziales Stadtbild Stadtentwicklung
Antrag: Wohnumfeldverbesserung in der Hallemannstraße
17. September 2025 – In der Hallemannstraße sind auf der Fahrbahn große Sperrflächen vorhanden, die Geschwindigkeit ist bereits auf 30 km/h beschränkt, es gibt so gut wie keinen Durchgangsverkehr (bzw. dieser könnte genauso gut über die Hirschenstraße erfolgen). Straße und Gehwege sind stark abgenutzt und müssten ohnehin in absehbarer Zeit gründlich saniert werden. Die Straße…
Familie Freizeit Fürthermare Hallenbad Sommer Soziales Sport
Antrag: Reguläre Öffnungszeiten des Sommerbads und Abendtarif
11. September 2025 – In den vergangenen Tagen standen Fürther*innen, die vor der Arbeit oder nach Feierabend im Freibad schwimmen wollten, vor verschlossenen Türen. Denn ab 1. September sind die Öffnungszeiten des Sommerbads stark eingeschränkt. Statt wie üblich um 7 oder 8 Uhr öffnet es erst um 10 Uhr und der Einlass endet bereits um…
Feuerwehr Freizeit Parken Umweltschutz Verkehr
Antrag: Einhaltung des Parkverbots auf den Grünflächen am Scherbsgrabenbad
11. September 2025 – An heißen Sommertagen hat das Sommerbad am Scherbsgraben einen enormen Zulauf. Vor allem in den Ferien sind der offizielle Parkplatz und das Parkhaus schnell voll. Einige schrecken dann auch nicht davor zurück, in den Grünflächen entlang der Straßen in der Umgebung zu parken. Das schadet nicht nur den Grünflächen und den…
Ähnliche Artikel
Baumschutz | Hitze | Innenstadt | Klimaanpassung | Klimakonzept | Klimaschutz | Naturschutz | SeniorInnen | Sommer
Grüne wollen umfangreiche Hitzeschutzmaßnahmen für alle Altersgruppen in Fürth
5. September 2025 – In einem Pressebericht wies der Fürther Seniorenrat kürzlich darauf hin, dass „das Thema Hitze […] insbesondere für Ältere eine große Gefahr“ ist und forderte „gezielte Hitzeschutzmaßnahmen für besonders gefährdete Gruppen“. Eine Forderung, die die Fürther GRÜNEN sehr begrüßen: „Dass auch der Seniorenrat die Klimaanpassung der Innenstadt auf die Tagesordnung gesetzt hat,…
Friedhof | Gewalt | Jugendliche | Kriminalität | Natur | SeniorInnen | Sicherheit | Stadtgeschichte | Stadtgesellschaft
Vandalismus-Prävention auf den Fürther Friedhöfen
Leider kommt es immer öfter zu Diebstahl und Vandalismus in den Fürther Friedhöfen. Vor allem die Zerstörung hat in den letzten Wochen und Monaten eine neue Intensität erreicht, wie GRÜNEN-Stadträtin Gabriele Zapf erzählt: „Blumen und Pflanzen werden herausgerissen, Platten, Vasen, Lichter zerschlagen, sogar Metalllampen verbogen und auch andere Metallgegenstände demoliert.“ Das Absperren der Friedhofstore genügt…
Finanzen | Haushalt | Haushaltsberatungen | Personal | stellenplan | Verwaltung
Kein Stellendeckel für Pflichtaufgaben
Das Verteilen der öffentlichen Gelder zum Wohl aller Bürger*innen auf die einzelnen Bereiche ist die Aufgabe des Stadtrats. Er setzt die Prioritäten und entscheidet, wofür die Stadt Fürth ihr Geld ausgeben soll. „Deshalb muss dieses Gremium auch notwendigerweise entscheiden können, wie hoch die Summe für Stellenneuschaffungen angesetzt werden soll – basierend auf den Entwicklungen im…