Mit breiter Mehrheit hat der Stadtrat am 26. Juli 2023 die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans für den Bereich der Oststadt rund um die Kofferfabrik beschlossen. Ursprünglich war für den Teilbereich Kofferfabrik nur ein „Urbanes Gebiet“ vorgesehen. Doch entsprechend einem GRÜNEN-Änderungsantrag wird nun die kulturelle Nutzung explizit als „Sondergebiet Kulturelles Zentrum“ abgebildet und festgeschrieben.
Was sich auf den ersten Blick bürokratisch und unspektakulär anhört, ist ein echtes Ausrufezeichen für den Erhalt der Kofferfabrik, wie GRÜNEN-Stadtrat Felix Geismann erklärt: „ Die Einordnung als „Urbanes Gebiet“ hätte auch andere Nutzungen zugelassen. Mit der Festlegung auf das „Sondergebiet Kulturelles Zentrum“ ist der neue Bebauungsplan maximal auf die Kofferfabrik zugeschnitten. Ein großer Erfolg, an dem wir wirklich lange und hart gearbeitet haben.“
Denn es war nicht leicht, die anderen Fraktionen davon zu überzeugen, dass es sich an dieser Stelle rentiert, tief ins Baurecht einzutauchen: Bereits im März 2021 hatten die GRÜNEN-Stadträt*innen zum Schutz der Kofferfabrik einen Bebauungsplan beantragt. Auch die Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz setzte sich leidenschaftlich für den Erhalt des Kulturzentrums am Areal der Kofferfabrik ein. Doch mit dem Bebauungsplan sollen auch Möglichkeiten der Nachverdichtung gelenkt und eine ausreichende Durchgrünung in diesem Bereich sichergestellt werden.
Flankiert werden soll der Bebauungsplan künftig durch eine Erhaltungssatzung, die den gebauten Bestand als historisches Erbe des Industriestandorts und der Gründerzeit festschreiben wird. Die GRÜNEN-Fraktion hat dieses in Fürth noch zu selten genutzte Werkzeug immer wieder ins Spiel gebracht. Umso erfreulicher ist es, dass es hier nun zum Einsatz kommen soll.
„Kultur braucht Orte wie die Kofferfabrik“, ist Felix Geismann überzeugt. „Durch den Schutz der industriekulturellen Bausubstanz schützt man auch die kulturellen Nutzungen und das kreative Milieu. Es wäre wirklich fatal gewesen, diesen von vielen Fürther*innen geliebten Ort für hochverdichtete Wohnbebauung zu opfern, reicht doch die Reputation und die Strahlkraft der Kofferfabrik weit über Fürth hinaus. “
Durch die Festlegung als „Sondergebiet Kulturelles Zentrum“ wird das Kulturzentrum realitätsgetreu als das anerkannt, was es ist, und die Stadt kann ihren Willen unter Beweis stellen, das Ensemble mit den zur Verfügung stehenden Instrumenten zu erhalten und zu entwickeln.
Dabei ist es wichtig, dass es der Stadt Fürth gelingt, den konstruktiven Dialog mit dem Eigentümer fortzusetzen. Dass dieser von den überragenden städtebaulichen Interessen am Fortbestand des Kulturorts noch nicht überzeugt ist, wurde in der gleichen Sitzung des Bauausschusses klar: Die Tagesordnung enthielt nämlich einen Antrag des Eigentümers auf Totalabbruch des Geländes und Neubebauung.
Felix Geismann hat dazu eine klare Meinung: „Natürlich ist der Wohnungsbau extrem wichtig – Kultur und Erhalt von Industriedenkmälern sind es aber ebenfalls. Die kulturelle Infrastruktur darf nicht verschwinden, sondern muss mit dem wachsenden Wohnraum Schritt halten. Und wenn es bisher noch nicht gelungen ist, in Fürth einen Platz für ein selbstverwaltetes Soziokulturelles Zentrum zu finden und Optionen wie die Alte Feuerwache oder der Lokschuppen nach und nach vermeintlich wegfallen, dann ist es uns besonders wichtig, für bereits bestehende und gut etablierte Kulturzentren wie die Kofferfabrik, aber auch das Babylon wenigstens eine langfristige Perspektive zu sichern.“
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