15. März 2017 – Am 16. März 2014 fand die letzte Kommunalwahl in Fürth statt. Wie waren die 3 Jahre in einem Stadtrat, in dem die SPD die absolute Mehrheit stellt? Auf halbem Weg zu den nächsten Stadtratswahlen zieht die GRÜNEN-Stadtratsfraktion Bilanz.
Wenn eine Partei die absolute Mehrheit hat, minimiert das die Bereitschaft zur gemeinschaftlichen Suche nach den besten Lösungen. Doch die Fürther GRÜNEN-Stadträt*innen legen nicht die Hände in den Schoß und sehen schweigend zu, wie sich die Einheitsmeinung der SPD durchsetzt. Denn sonst darf der Stadtrat – eigentlich das höchste Gremium der kommunalen Demokratie – nur noch abnicken, was in der SPD-Fraktionssitzung oder der Referentenrunde beschlossen wurde. Stattdessen arbeiten die drei Männer und drei Frauen der GRÜNEN-Stadtratsfraktion hart an Themen und Inhalten und sorgen durch ihre Arbeit dafür, dass trotz der Mehrheitsverhältnisse konstruktiver Dialog stattfindet.
Die GRÜNEN-Stadträt*innen meinen: „Wir begreifen uns als Opposition ganz klar als Korrektiv der Stadtspitze. Wir wollen allen drei Aspekten von Opposition gerecht werden: Kontrolle, Kritik und Alternativen“.
Der Aspekt der Kontrolle kommt beispielsweise in den Haushaltsberatungen zum Tragen: So sollte z.B. das erfolgreiche Projekt Tandem im Haushalt 2017 klammheimlich verschwinden. Mit ihrem Antrag haben sie dafür gesorgt, dass das Thema öffentlich wurde und nach einer fruchtbaren Diskussion weitergeführt wird.
Kritik heißt nach dem Verständnis der Fürther GRÜNEN nicht Kritisieren um des Kritisierens willen, sondern genau hinsehen, welche Punkte nicht tragbar erscheinen, und um Alternativen ringen. Mit ihrem lang anhaltenden Protest und der entsprechenden Mobilisierung der Öffentlichkeit hat die GRÜNEN-Stadtratsfraktion beispielsweise mitverhindert, dass der Südstadtpark zugebaut wird und erreicht, dass die Innenstadt-Grünanlagen frei von Kirchweihfahrzeugen (Willy-Brandt-Anlage) oder Wochenmarktbuden (Konrad-Adenauer-Anlage) bleiben.
Die harte Arbeit zahlt sich also bisweilen aus. Auch wenn es manchmal dauert – wie im Fall des 25-Euro-Sozialtickets für Bus und U-Bahn, wo sich diese GRÜNEN-Idee erst nachvielen Jahren durchsetzen konnte. Auch die Tatsache, dass weitere Verschlechterungen beim Baumschutz gestoppt wurden, ist grüner Oppositionspolitik zu verdanken. Daneben haben sich die GRÜNEN-Volksvertreter*innen erfolgreich für den Erhalt und Ausbau der Hortbetreuung eingesetzt.
Manchmal sind GRÜNEN-Erfolge nur beim näheren Hinsehen erkennbar. Auch wenn Beschlüsse natürlich vom kompletten Stadtrat gefasstwerden und somit ohne SPD-Beteiligung nicht möglich wären, ist der Ursprung des Gedankens oft grün: so gab es z.B. über Jahre hinweg viele Widerstände gegen den von den GRÜNEN schon lange geforderten Nahverkehrsplan, doch unter dem Druck des EU-Vergaberechts blieb der SPD nun nichts anderes übrig, als dieses GRÜNEN-Vorhaben mitzutragen. Auch die Zertifizierung als Fair Trade Town geht auf grüne Ideen zurück und wurde von der GRÜNEN-Stadtratsfraktion jahrelang intensiv begleitet. Mit einem entsprechenden Antrag haben die GRÜNEN erreicht, dass der Lärmaktionsplan nicht etwa nur kurz vom Stadtrat abgenickt wird und dann in einer Schublade verschwindet, sondern ausführlich in der Stadtratssitzung besprochen wurde und die Maßnahmen konkret geplant werden.
Falsche Entscheidungen der Stadtspitze
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: „Leider konnten wir einige große Fehler der Stadtspitze nicht verhindern: z.B. dass Millionen für den Bau des dominanten, architektonisch fragwürdigen Ludwig-Erhard-Hauses ausgegeben werden, ohne dass klar ist, wofür die entstandenen Flächen überhaupt genutzt werden sollen. Auch die Nutzung der Freiheit als Großparkplatz hätten wir gerne verhindert.“
Als Verlierer der letzten 3 Jahre SPD-Politik sehen die GRÜNEN-Stadträt*innen nicht nur Natur (Flächenversiegelung,) und Gewerbe (Flächenreduzierung), sondern auch jede*n einzelne*n Fürther Bürger*in: „Die Stadtspitze hat einige falsche Entscheidungen getroffen, die für die Steuerzahler teuer waren. Hier mahnen wir einen verantwortlicheren Umgang mit Steuergeldern an!“
Beispiele finden sich zuhauf: So ist die Stadtspitze in Verhandlungen zur Umgestaltung der Fußgängerzone vor der Neuen Mitte dem Investor unnötigerweise finanziell extrem entgegengekommen: Von den 2,7 Millionen Euro hat der Investor gerade einmal 800.000 Euro als Fixbetrag gezahlt. Der Rest wurde mit dem Geld der Fürther Bürger*innen aus der Stadtkasse berappt. Durch eine Änderung der Stellplatzordnung zugunsten des Investors sind dem Fürther Stadtsäckel ca. weitere satte 1,2 Millionen Euro entgangen.
Auch beim Carrée Fürther Freiheit, wo man den Gehweg extra für den Investor umbaut, war die Stadt zunächst bereit, diesen nicht zur Kasse zu bitten, sondern die Kosten selbst zu übernehmen – wieder mit dem Geld der Fürther Bürger*innen. Nachdem die GRÜNEN-Stadtratsfraktion mehrfach aufs Schärfste protestierte, konnte diese Fehlentscheidung abgebogen werden.
Solche Zugeständnisse an große Bauträger sind die Schattenseite der Erfolge in der Stadtentwicklung. Die Millionen, die hier verschenkt werden, fehlen zudem an anderer Stelle, z.B. bei den längst überfälligen Sanierungen vieler Fürther Schulen.
Der verantwortliche Umgang mit Steuergeldern ist es auch, der die GRÜNEN-Stadtratsfraktion veranlasst, beim Projekt Wochenmarkt vehement auf konkrete Kostenschätzungen und Finanzierungsplanungen zu drängen.
Die GRÜNEN-Stadträt*innen resümieren: „Wenn wir Zensuren für die letzten 3 Jahre Arbeit der Stadtspitze vergeben, steht am Ende ‚Versetzung gefährdet‘!“
Zukunftspläne für die nächsten 3 Jahre
Die GRÜNEN-Stadtratsfraktion setzt darauf, dass auch hier der stete Tropfen den Stein höhlt und vielleicht zukünftige Fehler in einem konstruktiven Dialog verhindert werden können: „Für die nächsten 3 Jahre haben wir uns viel vorgenommen. Wir wollen zum Beispiel auch weiterhin hochwertige Angebote für die Kinderbetreuung flächendeckendend ausbauen und uns intensiv für bezahlbaren Wohnraum einsetzen, aber auch die Ansiedlung von nachhaltigen und arbeitsplatzintensiven Gewerbebetrieben fördern. Und wir werden auch weiterhin genau hinschauen und unsere Stimme erheben, wenn wir sehen, dass sich die nächste Sonderbehandlung für große Bauträger abzeichnet – egal, ob es um Denkmalschutz, Baumschutz oder finanzielle Zugeständnisse geht.“
Ein wesentliches Ziel ist auch weiterhin der Erhalt der Grünflächen und Bäume in der Innenstadt, da diese neben Wohlfühlaspekten auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Auch mit weiteren Maßnahmen zur Energieeffizienz und beispielsweise dem Bestehen auf Passivstandard bei öffentlichen Gebäuden wollen die Fürther GRÜNEN unser Klima schützen:
„Auch wenn unsere Möglichkeiten durch die Mehrheitsverhältnisse extrem beschränkt sind, werden wir weiterhin darauf drängen, dass sich die Qualität der inhaltlich gemeinsamen Lösungsfindung verbessert.“ Denn nur in der Diskussion mit allen gewählten Stadträt*innen werden auch wirklich die Interessen aller Fürther Wähler*innen vertreten.
- GRÜNEN-Stadtratsfraktion fordert konstruktiven Dialog trotz absoluter SPD-Mehrheit im Stadtrat
- Erfolgreiche Oppositionsarbeit: Schutz der Grünanlagen und Bäume, Erstellen eines Nahverkehrsplans, Einführung eines Sozialtickets, Erhalt und Ausbau der Hortbetreuung, Zertifizierung als Fair Trade Town etc.
- Pläne für die zweite Halbzeit: Flächendeckender Ausbau qualitativ hochwertiger Angebote für die Kinderbetreuung, Ansiedlung von nachhaltigen und arbeitsplatzintensiven Gewerbebetrieben, keine Sonderbehandlung für große Bauträger, Grün in der Innenstadt erhalten und weitere Klimaschutzmaßnahmen wie Maßnahmen zur Energieeffizienz und Passivhausstandard bei öffentlichen Gebäuden
Diese Pressemitteilung als pdf: PM_Erfolge trotz SPD-Mehrheit_GRÜNEN-Halbzeitbilanz
Der Flyer zu unserer Halbzeitbilanz als pdf: Flyer Halbzeitbilanz
Neuste Artikel
Ämter Bürgeramt Bürokratie Stadtverwaltung Verwaltung
Mehr Transparenz für Verwaltungsvorgänge durch Vorgangs-Status-ID
Jede*r kennt die Sendungsverfolgung vom Warten auf ein Paket: Moderne Dienstleistungsbetriebe arbeiten oft mit sogenannten „Tickets“, die einem Vorgang oder einer Anfrage zugeordnet werden – selbstverständlich nur auf Wunsch und mit Einwilligung der Betroffenen. Einzelne Bearbeitungsschritte können dann über das Ticket angesehen werden. Oft werden beim Erreichen von bestimmten Zwischenschritten Nachrichten an die Bürger*innen verschickt….
Bauen Energie Energieverbrauch Energiewende Erneuerbare Energien Klimaschutz Regenerative Energien Solarenergie Windenergie
Erfolgreiche Umsetzung einer GRÜNEN-Idee: Die Energiekarawane
Es ist nicht immer einfach und die Bretter, die wir bohren müssen, sind in der Regel recht dick. Aber es gelingt uns trotzdem immer wieder, genügend Stadträt*innen anderer Fraktionen von grünen Ideen zu überzeugen. Aktuelles Beispiel: die „Energiekarawane“: Hinter dem Begriff verbirgt sich eine aufsuchende Energieberatungskampagne für Privatpersonen. Ziel ist es, Energiesparmaßnahmen zu bewerben und…
Bundestagswahl Stadtgesellschaft Vandalismus Wahl Wahlkampf
Neuer Ansatz gegen Vandalismus bei Wahlplakatet
So starken Vandalismus wie bei den Plakaten zur Bundestagswahl hatten wir noch nie. Auch die Wahlwerbung der meisten anderen Parteien war Diebstahl, Zerstörung, Beschmieren und Bekleben in bislang nicht gekanntem Ausmaß ausgesetzt. Abgesehen davon, dass diese Straftaten eine wirklich bedenkliche Entwicklung hinsichtlich des Respekts vor unserer Demokratie zeigen und hier in erheblichem Ausmaß Materialien und…
Ähnliche Artikel
Abfall | Auftragsvergabe | Bauen | Bauprojekte | Finanzen | Finanzierung | Müll | Mülltrennung | Projektplanung
Warum der extern zu vergebende Bau des Abfallwirtschaftszentrums in diesem Fall eine gute Sache ist
Fürth benötigt dringend ein neues Abfallwirtschaftszentrum. Der moderne Gebäudekomplex inklusive neuem Recyclinghof ist auch bereits fix und fertig geplant. Doch mit dem Bau auf einer Gewerbefläche an der Rezatstraße am Fürther Hafen konnte bislang nicht begonnen werden, weil die Stadt nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügt und eine entsprechende Verschuldung zur Finanzierung haushaltsrechtlich nicht…
Jugendliche | Kinder | Schule | Schulen | Verkehr | Verkehrssicherheit
Mehr Schulwegsicherheit in der Waldstraße
Die Humanistische Grundschule liegt in der Fürther Südstadt an der Waldstraße im Umfeld eines großen Gewerbegebiets mit dem entsprechenden Verkehr. Auch viele LKWs fahren in den Straßen, die die meisten Kinder auf ihrem Schulweg passieren müssen. Zwar gilt von 7 bis 17 Uhr eine temporäre Geschwindigkeitsbeschränkung von 30 km/h, doch der Schulweg wird trotzdem von…
Freizeit | Jugend | Jugendliche | Kinder | Sport | Sportverein
Öffnung der Turnhallen in den Ferien für Jugendsport
„Im April hatten wir in der Fraktionssitzung Besuch vom Jugendrat“, erzählt GRÜNEN-Stadträtin Anna Botzenhardt. „Die Vertreter*innen wollten mit uns über einen Antrag sprechen, den sie in den Stadtrat einbringen wollten.“ Worum geht es? Kurz gesagt um Sportmöglichkeiten für Jugendliche. Die Turnhallen der Schulen sind in den Ferien geschlossen – genau dann also, wenn Jugendliche am…