Plastik gehört nicht in den Biomüll, das ist eigentlich vielen Bürger*innen klar. Aber wer extra „biologisch abbaubare“ Plastiktüten kauft und damit seinen Biomüll in der Biotonne entsorgt, der wähnt sich auf der sicheren Seite.
Doch auch diese Plastikbeutel sollen nicht in die Biomüllsammlung! GRÜNEN-Stadträtin Waltraud Galaske erläutert: „Leider wurden noch bis mindestens 2011 von der Stadt Fürth die sogenannten abbaubaren Tüten aus Maisstärke (Bioplastik-Müllbeutel) für die Sammlung im Haushalt beworben. Neben den städtischen Papiertüten wurden diese in der Biomülltonne zugelassen. Viele Haushalte kaufen sie, weil sie nassfester sind als die von der Stadt zur Verfügung gestellten Papiertüten.“
Aber wegen der Ähnlichkeit mit Kunststofftüten aus Erdölprodukten landet auch jede Menge Plastik in der Biomülltonne. Damit kommt über den erzeugten Kompost jede Menge Mikroplastik in die Umwelt.
Waltraud Galaske fordert daher von der Stadt: „Schluss mit Kunststoffen im Kompost – und das auch ausreichend öffentlich publizieren!“ Ab 2013 war zwar in einigen städtischen Veröffentlichungen zu lesen, dass auch kompostierbare Plastiktüten bei der Kompostierung und in den Biogasanlagen stören, doch dagegen unternommen wurde wenig.
Auch wenn die Tüten theoretisch allen Kriterien der biologischen Abbaubarkeit entsprechen, werden sie in der Realität meistens vor der Kompostierung aussortiert und kommen in die Müllverbrennung. Denn in der Praxis brauchen die meisten Bioplastik-Mülltüten in den Kompostieranlagen mindestens 12 Wochen, um sich zu zersetzen. Der Durchlauf durch eine Kompostierungsanlage dauert aber nur sechs bis zehn Wochen – zu kurz zum Abbau der Bioplastiktüten.
Tüten mit Hinweisen wie „biologisch abbaubar“ oder „kompostierbar“ dürfen dann als kompostierbar bezeichnet werden und das „Keimling“-Logo tragen, wenn der Kunststoff innerhalb von 90 Tagen zu 90 Prozent in kleinste Teilchen zerfällt.
Es tauchen Unwägbarkeiten auf, wenn
- Mikroplastik durch erdölbasiertes Plastik oder Misch-Plastik (Erdöl und natürlichen Stoffe) in die Umwelt gelangt.
- der Bioplastik-Beutel nicht mit dem Keimling-Logo zertifiziert ist.
- die Produktion von Biokunststoff (z.B. bei Maisstärke) mit der Nahrungsmittelproduktion konkurriert.
Herkömmliche Kunststoffe werden in der Regel auf Basis von Erdöl hergestellt. Dass dessen Förderung für die Umwelt extrem riskant ist, haben diverse Ölkatastrophen in der Vergangenheit zur Genüge gezeigt. Aber nicht nur die Kunststoffherstellung, auch die Kunststoffentsorgung ist problematisch. Denn trotz der Recyclingsysteme gelangen weltweit riesige Mengen Plastik in die Umwelt, wo sie Generationen überdauern und das Leben von Tieren und ganzen Ökosystemen gefährden.
Zudem gibt es zahlreiche Plastikprodukte, die aus Mischungen von konventionellem mit Bioplastik bestehen. Der Marktanteil von Biokunststoff liegt derzeit bei gerade mal etwa 1,5 Prozent; eine Marktanalyse aus dem Jahr 2013 prognostiziert einen Anstieg auf höchstens drei Prozent bis zum Jahr 2020.
Der BUND schreibt daher in einer Stellungnahme zu biologisch abbaubarem Kunststoff, der Restmüll sei „der geeignete Platz für den sogenannten Biokunststoff“. Eine Verwertung ist durch den geringen Anteil am Kunststoff-Markt nicht möglich.
Weitere Informationen: https://utopia.de/ratgeber/wie-bio-ist-bioplastik/
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